Schleppende Brexit-Verhandlungen gefährden Export.
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee hat schnelle Klarheit über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU angemahnt. „Die Verhandlungen über den Brexit stecken fest“, sagte Tiefensee beim 11. Thüringer Außenwirtschaftstag am 7. März in Jena. Mit gut 300 Teilnehmern verzeichnete die Veranstaltung einen neuen Besucherrekord.
„Der Brexit war schon 2017 Thema beim Außenwirtschaftstag – seitdem sind die Verhandlungen keinen Schritt vorangekommen“, kritisierte der Minister. „Die Unklarheit über die künftigen Handelskonditionen ist ein Riesenproblem.“ Großbritannien ist mit einem Volumen von 700 Millionen Euro derzeit der viertwichtigste Absatzmarkt für Thüringer Erzeugnisse weltweit. Generell sähen sich die Thüringer Unternehmen mit wachsenden Unsicherheiten konfrontiert, sagte Tiefensee weiter. Neben dem Brexit stellen die von US-Präsident Trump verhängten Importzölle derzeit die größte Gefahr für die Exportwirtschaft dar. „Durch diesen neuen, aggressiven Protektionismus US-amerikanischer Prägung könnte ein globaler Handelskrieg ausgelöst werden, bei dem alle verlieren. Ich hoffe, dass die US-Regierung zur Vernunft kommt.“
Trotz aller Risiken werde der Export weiter zum Wachstum der Thüringer Wirtschaft beitragen, zeigte sich der Wirtschaftsminister überzeugt. „Den Thüringer Unternehmen ist es gelungen, sich immer besser im internationalen Wettbewerb zu behaupten“, so Tiefensee. Seit der Wende sind die Auslandsumsätze Thüringer Unternehmen um das Zwölffache gestiegen, die Importe haben sich verzehnfacht. Im vergangenen Jahr war der Auslandsumsatz erstmals über die 15-Milliarden-Euro-Marke geklettert.
Die weitere Strategie für die Thüringer Exportunternehmen könne nur lauten, Stück für Stück neue Märkte – etwa in Afrika oder in Südostasien – zu erschließen. Thüringen geht diesen Weg mit seinen Aktivitäten in Südafrika und Namibia bereits seit 2015. Südafrika ist mit einem Handelsvolumen von 250 Millionen Euro heute der viertwichtigste Handelspartner Thüringens außerhalb der EU. Zusätzlichen Rückenwind für diese Strategie erwartet Tiefensee von der neuen Bundesregierung, die sich im Koalitionsvertrag eine stärkere Erschließung des afrikanischen Markts zum Ziel gesetzt hat.